Ökonomische Bewertung und Wahrnehmung von persönlichen und Umwelt-Risiken im Abwasserbereich
Metadata only
Date
2011-09Type
- Report
ETH Bibliography
yes
Altmetrics
Abstract
Die Wissenschaft erwartet, dass Starkregen aufgrund des Klimawandels in Zukunft häufiger auftreten werden. Während eines Starkregens kann das Abwassersystem nicht immer das gesamte anfallende Regenwasser ableiten, was in einer Überlastung des Mischwassersystems resultiert. Ungereinigtes Mischwasser muss entlastet werden, was als Mischwasserentlastung (oder Abwasserüberlauf) bekannt ist. Das Mischwasser kann auch aus Schächten überlaufen und Strassen und Keller überfluten. Im Zuge des Klimawandels ist zu erwarten, dass diese Ereignisse häufiger auftreten werden. Es ist möglich, bauliche und damit kostenintensive Massnahmen zu treffen, um das Abwassersystem dem Klimawandel anzupassen. Damit würden die Abwassergebühren, die von der Bevölkerung bezahlt werden, ansteigen. Ziel dieses Forschungsprojektes war es, die Zahlungsbereitschaft der Schweizer Bevölkerung für die Anpassung des Abwassersystems an den Klimawandel einzuschätzen. Wir haben in der Schweiz eine repräsentative Umfrage mit 1’022 Teilnehmende in den drei Sprachregionen durchgeführt. Die Zahlungsbereitschaft wurde mittels einer Conjoint-Analyse bewertet. Diese beinhaltet die Beschreibung verschiedener hypothetischer Szenarien mit jeweils zwei Optionen. Die Teilnehmenden müssen angeben, welche Option sie bevorzugen. In unserer Umfrage haben wir die Teilnehmenden zuerst über das Abwassersystem und den Klimawandel informiert, um ihnen bei der Entscheidung zwischen den verschiedenen Optionen zu helfen. Dabei haben wir uns auf die folgenden Ereignisse fokussiert: a) Abwasserüberläufe in Seen und Flüsse; b) Abwasserüberflutung von Strassen; und c) Abwasserüberflutung von Kellern. Die Ergebnisse zeigen, dass die Schweizerinnen und Schweizer über die Konsequenzen der Abwassersystem-Überlastungen für die Umwelt und die menschliche Gesundheit besorgt sind. Insgesamt wären 56% der Teilnehmenden bereit, zusätzliche Gebühren zu bezahlen, um die Risiken von Abwasserüberflutungen und Mischwasserentlastung zu vermindern. Die durchschnittliche Zahlungsbereitschaft lag bei rund 240 CHF pro Person und pro Jahr. Dies ist in etwa derselben Grössenordnungen wie die heutigen Kosten der Abwasserentsorgung. Um Mischwasserentlastungen zu reduzieren wären die Teilnehmenden bereit, mehr zu bezahlen (302 CHF, 71% der Befragten wären bereit zu bezahlen). Die Zahlungsbereitschaft zur Reduktion von Strassenüberflutungen lag bei 237 CHF pro Jahr und Person (53% der Befragten würden bezahlen). Die Zahlungsbereitschaft, um die Überflutung von Kellern zu verhindern, lag bei 184 CHF pro Jahr und Person (43% der Befragten). Persönliche Interviews zeigten, dass die Verhinderung von Kellerüberflutungen eher in der privaten Verantwortung gesehen wird und vermutlich deshalb die Zahlungsbereitschaft für öffentlich finanzierte Massnahmen geringer ist. Wir möchten betonen, dass die Zahlungsbereitschaft auf hypothetischen Szenarien basiert. Aus verschiedenen Gründen ist es möglich, dass die verwendete Methodik die absoluten Werte der Zahlungsbereitschaft überschätzt. Trotzdem zeigen die Resultate deutlich, dass die Bevölkerung dem Gewässerschutz einen hohen Wert beimisst. Massnahmen, welche die klimabedingten Effekte der Abwasserentsorgung reduzieren, würden von der Mehrheit der Schweizer Bevölkerung wahrscheinlich gut aufgenommen, insbesondere wenn ökologische und gesundheitliche Risiken reduziert und entsprechend kommuniziert werden. <br/><br/> Scientists expect an increase in heavy rainfalls in Switzerland in the future because of climate change. During heavy rainfall, the wastewater system might not be able to cope with all the rainwater anymore, leading to surcharges of wastewater in combined sewer systems. Untreated wastewater can therefore reach surface waters, which is known as combined sewer overflows (CSOs). Wastewater can also overflow from manholes or sewers, thus flooding streets or cellars. With climate change, these events are expected to occur more often. It is possible to improve the wastewater system with structural measures to cope with such events, but the costs are high. Ultimately, this would result in an increase of the wastewater taxes paid by the population. The aim of our study was to elicit the willingness to pay of the Swiss population for improving the wastewater system in the context of climate change. We implemented an online survey representative of the Swiss population and interviewed 1’022 individuals from the three linguistic regions of Switzerland. We elicited the willingness to pay of the respondents using a conjoint choice analysis. Conjoint choice analysis entails the description of hypothetical scenarios where respondents are shown alternative representations of a policy and are asked to pick their most preferred option. In our study, respondents first received information on the wastewater system and on climate change to help them choosing between the different policy options. We focused on the following events: a) wastewater overflows in rivers and lakes; b) street flooding; or c) cellar flooding with wastewater. The results show that the Swiss people are concerned about the consequences of wastewater surcharges on the environment and on human health. Overall, 56% of the respondents would be willing to pay additional annual local taxes to reduce the risk of wastewater flooding or combined sewer overflows (CSOs). The average willingness to pay is about 240 CHF per person and year. This is in the same order of magnitude of the wastewater taxes they are paying today. On average, respondents would be willing to pay more to prevent CSOs (302 CHF, 71% of the respondents). The willingness to pay to prevent street flooding is about 237 CHF (with 53% of the respondents willing to pay). The willingness to pay to prevent wastewater flooding in cellars is about 184 CHF (with 43% of the respondents). One-to-one interviews indicated that the lower willingness to pay related to cellar flooding might be due to the fact that respondents think that measures against cellar floodings are rather a personal than a public responsibility. We want to emphasize that the estimation of the willingness to pay is based on hypothetical scenarios. For different reasons it is possible that the method over-estimates the absolute values of the willingness to pay. However, concretely for policy makers, our results clearly show that the population strongly values the protection of water bodies. Measures that reduce the effects of climate change on the wastewater system would likely be well perceived by the majority of the Swiss population, especially if ecological and health risks are reduced and accordingly communicated. Show more
Publication status
publishedPublisher
ETH Zürich ; EAWAGOrganisational unit
03728 - Engel, Stefanie (ehemalig)
More
Show all metadata
ETH Bibliography
yes
Altmetrics